Zu Fuß pilgern war gestern – Der KKL-Radweg in Israel

Wie kommt man von Jerusalem nach Tel Aviv? Richtig! Über die Autobahn. Doch es gibt noch einen weiteren Weg. Einen, den kaum jemand kennt. Es ist ein Radfahrweg. Doppelt so lang wie die Autobahn – etwa 125 km. Und die sind wahrlich kein Zuckerschlecken.

KKL Radweg Israel

Israel ist ein Fahrrad-Land. Radfahren ist dort seit Jahren ein ungebrochener Trend.
2012 wurde Tel Aviv Mitglied der Brüssel-Charta und unterstützt so die europaweite Förderung des Fahrradverkehrs.

1995 begannen Planung und Bau diesen einen – ganz besonderen – Fahrradwegs. Vor gut 3 Jahren wurde er offiziell eröffnet. Er verbindet Jerusalem und Tel Aviv und sollte als internationale Attraktion Touristen anlocken. Doch noch heute kennt ihn kaum jemand.

Man nennt den Kinereth Radweg auch KKL-Weg, denn bezahlt hat ihn der Jüdische Nationalfonds Keren Kajemet Leisrael (KKL). Laut Jüdischem Nationalfonds sollte man die Strecke in maximal 9 Stunden schaffen. Wer sie selbst einmal gefahren ist, kann über diese Zahlen nur lachen.

Als geübter Radfahrer solltet ihr für die Strecke von Jerusalem nach Tel Aviv zwei Tage einplanen. Sie geht größtenteils bergab, denn Jerusalem liegt etwa 650 Höhenmeter über Tel Aviv.

Von Tel Aviv aus aber geht es dementsprechend bergauf. Unserer Meinung nach nur für Profis zu schaffen. Und wer es trotzdem wagen möchte und unbedingt in Tel Aviv starten will, der sollte noch einen dritten Tag zusätzlich mit einplanen.

Israel mangelt es nicht nur an Frieden. Auch das Grün fehlt. Ockerbeige – ein anderes Wort fällt uns nicht ein. Schotter und Geröll – wohin man auch sieht. Doch die Fahrradtour lässt einem das fast vergessen. Hier am KKL ist es grüner als anderswo. Es gibt Bäume und Weiden, auf denen Schafe grasen.

Die Strecke führt am Fluss entlang. Und plötzlich führt sie mitten durch einen hindurch. Er ist nicht sehr tief, aber tief genug, um nasse Füße zu kriegen. Und das sollte man laut Warnschild besser nicht.

Bereits nach kurzer Zeit merkt man sein Hinterteil. Man wird fast durchgehend durchgeschüttelt. Der Weg führt über Geröll und vieler kleiner spitzer Steine.

Was man auf dieser Tour deshalb unbedingt braucht:

  • Ein sehr gut gefedertes Mountainbike mit gepolstertem Sattel und gepolsterte Hosen, denn das werdet ihr sonst schon nach kurzer Zeit vermissen.
  • Luftpumpe, Fahrradflickzeug und Ersatzschläuche wegen den vielen spitzen Steinen
  • Wasserfeste Klickpedalschuhe für den nicht ganz so sauberen Fluss
  • Ein Kompass und/oder GPS, denn es gibt mehr Wegabzweigungen als man denkt. Die meisten Karten sind ungenau und die mit den aufgemalten Pfeilen auf den Steinen am Wegesrand wurde etwas gegeizt.

Nach etwas über die Hälfte der Tour erreicht ihr Neve Shalom/Wahat al-Salam – ein gar nicht mehr so kleines Dorf, das Frieden lebt. Hier leben jüdische und arabische Familien zusammen. Die Kinder wachsen alle zweisprachig auf. Es werden alle Feiertage beider Kulturen zelebriert. So nah und doch so weit vom Nah-Ost-Konflikt entfernt. So faszinierend, dass wir hierzu einen extra Artikel schreiben werden.

Israel mal anders, wenn auch kein Spaziergang. Anstrengender als der Gospel-Trail und der Jesus-Pfad. Doch wer sagt denn eigentlich, dass man nur gemütlich und zu Fuß pilgern kann?

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